Freitag, 19. Februar 2010

Oikocredit erfolgreich

Die weltweit tätige holländische Mikrofinanzorganisation mit Förderkreis in der Schweiz steigerte auch 2009 ihre Kreditvergabe. Für AnlegerInnen gilt Mikrofinanz als gute Ergänzung zu den viel krisenanfälligeren Finanzinstrumenten.

Oikocredit ist eine der wichtigsten Mikrofinanzorganisationen der Welt. Deren Schweizer Förderkreis hat in Zürich über ein erfolgreiches Jahr berichtet – die bei Oikocredit angelegten Mittel sind auch 2009 mit einem Plus von zehn Prozent kontinuierlich gewachsen, ein angesichts der Finanzkrise bemerkenswertes Resultat, wie Geschäftsführerin Claudia Nielsen festhielt.

Was aber ist Mikrofinanz eigentlich? Kurz zusammengefasst ein Kredit- und Finanzwesen für die ärmere Bevölkerungsschicht, die sonst keinen Zugang zu Banken und Versicherungen hat. Ihre in Geld gemessen meist geringen Bedürfnisse sind für die herkömmlichen Finanzhäuser von untergeordnetem Interesse - oder sie verweigern sich aus Risikoüberlegungen dem Geschäft vollends.

In die Bresche sind seit rund drei Jahrzehnten – ähnlich den früheren Sparkassen im Europa des 19. Jahrhunderts – die Mikrofinanzorganisationen gesprungen. Dabei gibt es einerseits grosse Geldgeber wie Oikocredit, die beispielsweise in der Schweiz das Geld auftreiben – mit 200 Euro Anteilsschein ist Jede und Jeder dabei (und erhält in der Regel eine zweiprozentige Dividende). Und andrerseits die Mikrofinanzinsititutionen vor Ort, die Geld von Oikocredit erhalten und dieses dann an Interessierte vergeben – Kleinkredite können auch mal nur 20 bis 50 Euro betragen. Aber auch Sparguthaben können in Kleinstbeträgen angelegt werden. Berühmt wurde etwa die Grameen-Bank in Bangla Desh, die zusammen mit ihrem Gründer Muhammed Yunus den Friedensnobelpreis erhielt. Als Sicherheit für den Kredit gilt meistens die Gruppe, zu der sich die KreditnehmerInnen zusammenschliessen. In der Mehrzahl sind das Frauen, denn ausnahmslos und fast überall gelten sie als zuverlässiger als ihre Geschlechtsgenossen....

Allerdings kommt der Mikrofinanzsektor in dieser Zeit gesellschaftlichen Umbruchs nicht ungeschoren davon. Osteuropa-Verantwortlicher Florian Grohs spricht von verstärkter Gefahr einer Überschuldung von KreditnehmerInnen. Das hat zu tun mit der Vielzahl von Organisationen, die sich in diesem Bereich unterdessen tummeln, ist andrerseits sicher aber auch Ausdruck der wirtschaftlich angespannteren Situationen. Nicht selten komme es unterdessen vor, dass die gleiche Person Kredite von mehreren Gebern beanspruchen, was die Gefahr der Überschuldung natürlich erhöhe. Wenn dann die KleinunternehmerInnen wie etwa MarktverkäuferInnen in Russland dann auch noch einen Umsatzeinbruch von bis zu 40 Prozent erlitten, werde die Situation schwierig.

Immer schon hat sich Oikocredit dadurch ausgezeichnet, dass sie für begleitende Beratung der Begünstigten sorgte. Dabei wird die in Holland ansässige Genossenschaft nicht direkt tätig, sondern sie vergibt ihre Kredite in der Höhe zwischen 50'000 und fünf Millionen € an Mikrofinanzinstitutionen vor Ort, die dann die Kreditvergabe regeln und in engem Kontakt mit den eigentlichen KreditnehmerInnen stehen. Grohs sieht ein weiteres Problem auch im starken Wachstum dieses Finanzsektors, das den Überblick erschwert – so beziffert er das weltweit investierte Finanzvolumen im engeren Sinn mit rund fünf Milliarden Euro, andere Quellen sprechen von einem bereits rund sechsfach höheren Betrag.

Weitere Informationen über Oikocredit

© vorsorgemedia

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