Freitag, 25. März 2011

Atomkraft nicht in Umweltfonds

Inwiefern politische Entscheidungen im Schatten der nuklearen Fukushima-Katastrophe von Bestand sein werden, ist bei der labilen politischen Lage der handelnden Personen in Deutschland schwer vorhersagbar. Auswirkungen wird es aber ganz unabhängig davon geben. Die Kernenergie wird weltweit schneller abgeschaltet, die erneuerbaren Energien werden beschleunigt ausgebaut.

Weltweit, sei es in den USA, China oder vielen anderen Ländern werden Atomkraftpläne auf Eis gelegt oder ganz gekippt. Unabhängig von den politischen Geschehnissen wird das Fiasko unmittelbar bei den Versicherungspolicen für AKWs gravierende Auswirkungen haben. Denn selbst die begrenzte Haftung, zu deren Tragen die Versicherer bislang noch bereit war, wird künftig nur noch zu höheren Preisen zu haben sein. Würden der ehrenwerten Gesellschaft von Atomkraftwerksbetreibern auch noch die gleichen haftungsrechtlichen Auflagen wie jedem anderen Wirtschaftsbereich auch gemacht, so läge der Strompreis nach einer Greenpeace-Studie aus dem Jahr 2010 bei EUR 2,70 je kWh. Es muss Schluss sein mit der massiven Subventionierung der Atomenergie! Jeder gefüllte Parkplatz einer Großveranstaltung weist eine höhere Schadenshaftungssumme auf, als ein Atomkraftwerk.

In einer aktuellen Studie der Duke University aus North-Carolina wird dargelegt, dass bereits jetzt nach Berücksichtigung aller Kosten und Subventionen Energie aus Nuklearanlagen teurer ist als PV-Energie. Eine MIT-Studie kam schon 2009 zu dem Ergebnis, dass die Installationskosten von Atomkraftwerken höher liegen als die von konkurrierenden Erzeugungsarten einschließlich Photovoltaik. Und mit zunehmender Verbesserung der Technologie verschiebt sich die Break-even-Linie für solaren Strom Jahr für Jahr weiter in Richtung Norden.

Die etablierten Stromkonzerne werden sich neuen Feldern der Stromerzeugung zuwenden müssen. Sowohl Kohle- als auch Atomkraftwerke bieten keine sichere Einnahmequelle mehr und sind Auslaufmodelle. Konzentrieren werden sich RWE & Co. dabei auf zentral gesteuerte Großkraftwerke, ein Geschäft, in dem sie sich auskennen. Diese stehen im Widerspruch zu dezentralen Stromerzeugungseinheiten wie sie zum Beispiel die Photovoltaik darstellt. Murphy&Spitz Research geht von einem forcierten Ausbau der Windenergie - hier im Speziellen von Offshore-Windparks und größeren Einheiten solarthermischer Großkraftwerke aus und reagierte entsprechend bei der Auswahl von Unternehmen für die Murphy&Spitz Umweltfonds. Der Anteil an Erneuerbare-Energie Unternehmen wurde angehoben. Die dezentrale Energieerzeugung durch PV-Dachanlagen, Bioenergie oder kleinere Windparks erfordert sowohl eine optimierte Steuerung der Stromnetze als auch die Speicherung von Energie.

Um die schwankende Stromeinspeisung der Erneuerbaren Energien auszugleichen, sind neben der Optimierung der Netze auch flexible Gaskraftwerke denkbar. Sie können sich in kurzer Zeit an schwankende Nachfrage und Angebot anpassen. Der Bau effizienter Gaskraftwerke durch etliche Stadtwerke wie beispielsweise in Bonn wurde jedoch durch die Laufzeitverlängerung der CDU/FDP blockiert. Ganz sicherlich nicht als Brückentechnologie geeignet sind Atomkraftwerke, da sie sich nur sehr träge an Schwankungen anpassen können und keine Regelkraftwerke sind. Sie haben keine Möglichkeit sich auf die Schwankungen des Stromangebotes durch Sonne und Wind einzustellen. Die flexible Nutzung der Atomenergie würde zudem das Nutzungsrisiko weiter erhöhen, AKWs sind grundlastfähig und nicht flexibel.

Umso mehr schockiert es, dass einige Umweltfonds sich zwar vordergründig von der Atomenergie distanzieren, aber dennoch an ihr mitverdienen wollen. Nicht anders ist es zu verstehen, wenn wesentliche Firmen der Nuklearindustrie sich in den Portfolios von so genannten Nachhaltigkeitsfonds wiederfinden. Exemplarisch sei hier der KBC ECO Fund World genannt. Bereits nach der Ölkatastrophe der Deep Water Horizon im Golf von Mexiko, wurde Profit über die nachhaltigen Prinzipien gestellt: Zum Portfolio gehören Öl und Ölexplorationsfirmen ebenso wie einer der führenden Komponentenlieferanten für die Atomindustrie.

Aber wie steht es mit Technologieunternehmen, die sowohl den erneuerbaren Energien und der Atom- und Kohlekraftindustrie dienen? Murphy&Spitz hat in den letzten Jahren zu diesem Sachverhalt eine klare Linie erarbeitet: Unternehmen mit wesentlichen Umsätzen aus Geschäftsfeldern, die vom Investitionsspektrum ausgeschlossen sind, werden strikt vermieden. Nachhaltigkeitsinvestoren wollen in grüne Themen investieren, nicht in die nachhaltigste Ölfirma, die vermeintlich sicherste Atomtechnik oder das ökologischste Luftfahrtunternehmen. Nach der Unlogik des sogenannten „Best-In-Class-Ansatzes“ ist dies aber möglich. Der Reiz eines ökologischen Investments ist es aber, in die Märkte der Zukunft zu investieren. Themen wie erneuerbare Energien, Wasser, Gesundheit, Energieeffizienz und ökologische Verkehrssysteme, das sind die klassischen Nachhaltigkeits- und Ökothemen. Dort wollen Investoren ihr Geld wiederfinden. Ein legitimes Ziel darf - und sollte - dabei sein, seine finanziellen Mittel mit Gewinnabsicht einzusetzen.

Indem der Investor die Weiterentwicklung unseres Zusammenlebens hin zu einer CO2-freien Gesellschaft finanziert, erhalten Investoren eine angemessene Rendite. Nicht auf Kosten der Gesellschaft, sondern für die Gesellschaft und ihre Zukunft. Die Umwelt- und Atomkatastrophe von Japan sollte uns erneut zum Nachdenken bringen. Und zum Handeln zu einem nachhaltigen Handeln.

Murphy&Spitz ist seit Ende der 90er Jahre auf nachhaltiges Investment spezialisiert. Das Unternehmen bietet neben den Murphy&Spitz Umweltfonds Deutschland (WKN:A0QYL0) und Welt (WKN:A0Q632) festverzinsliche ökologische Geldanlagen sowie Private Equity für erneuerbare Energien an. Das hauseigene Researchteam mit Schwerpunkt Nachhaltigkeit erstellt unabhängige Unternehmens-, Technologie- und Branchenanalysen.

Quelle: Murphy&Spitz