Dienstag, 17. April 2012

Hilfe – Anlagenotstand!

Die Ratlosigkeit ist derzeit gross, wie man denn nun Geld investieren, ein Vermögen aufbauen und Vorsorge betreiben soll. Wer das selbst erledigen will, braucht unter anderem Zeit und Geduld. Ersteres wie bei einem Autokauf, für den häufig mehr Zeit aufgewendet wird als für die an sich viel wichtigere Geldanlage. Und Geduld, weil anders als beim Autokauf Ergebnisse mitunter erst nach langer Zeit sichtbar werden.

Wie gross der Anlagenotstand ist, dokumentierte am Wochenende ein Beitrag der NZZ am Sonntag. Da wurden so exotische Finanzanlagen propagiert wie Risiken der Versicherungsindustrie (Cat Bonds) sowie Hedge-Funds (nachdem diese zugegebenermassen als grosse Verlierer der Finanzkrise gelten, in der einfacheren Art noch die Anleihen der Schwellenländer und solche privater Unternehmen. Der Anlagenotstand macht offenbar auch vor der Beratergilde nicht halt.
Was sicher richtig ist an der aktuellen Einschätzung der Finanzmärkte: Reine Geldwerte unterliegen künftig eher wieder einem Inflationsrisiko – denn hohe Schuldenberge wurden in der Geschichte noch meist weginflationiert. Nicht zuletzt die US-Schulden im Ausland, die durch die Dollarabwertung in den letzten Jahrzehnten ein x-faches an Wert eingebüsst haben. Für CH-AnlegerInnen folgt daraus als allererstes: Eine Geldanlage in fremder Währung gilt als eines der allergrössten Risiken überhaupt – denn zu möglichen Kursschwankungen gesellt sich das zusätzliche Risiko einer Abwertung. Womit viele der oben erwähnten und von der NZZ propagierten alternativen Anlagen obsolet sind. Im Vertrauen auf die finanzielle Stabilität der Schweiz ist die Anlage in Franken-Geldwerten demgegenüber immer noch eine valable Variante. Denn das Schweizer Finanzsystem scheint vergleichsweise wetterfest gegenüber inflationären Stürmen.

Ebenso richtig ist aber die Einschätzung, dass Sachwerte vor Inflation schützen und sich langfristig selbst nach Einbrüchen stets wieder erholen – mit Ausnahme der Firmenbeteiligung, die sich wegen einer Firmenpleite als wertlos erweist. Also rücken Aktien hiesiger Unternehmen wieder in den Fokus des Anlegerinteresses, mit Vorliebe solcher kleinerer und mittlerer Unternehmen, die nicht wie die Schwergewichte Novartis oder Nestlé ihr Potenzial zumindest weitgehend ausgereizt haben. Und klar: Anlagen in solche Firmen immer in einer genügend grossen Zahl oder eben vorzugsweise in Fonds. Daneben sind auch Rohstoffanlagen eine Variante, für weniger kundige AnlegerInnen auf jeden Fall nur die vier Edelmetalle Gold, Silber, Platin und Palladium – die alle in Form real hinterlegter ETF zu haben sind.
Aus ethischer wie auch aus anlagestrategischer Sicht kommen Rohstoffe des Lebensmittelsektors für eine Anlage nicht in Frage. Und mit einem (kleinen) Fuss im Ausland sind Aktienmärkte der Schwellenländer eine Empfehlung, denn es scheint klar, wo in Zukunft Wachstum in grösserem Stil überhaupt noch möglich ist – und Wachstum heisst eben immer auch steigende Unternehmenswerte.

Noch ein Wort zu den Fonds: So genannte Indexfonds oder auch Exchange Traded Funds (ETF) gelten allgemein als die sinnvollere Anlagevariante und sind heutzutage fast für alle Anlagebereich erhältlich. Ihre vielen Vorteile und gewisse Nachteile sind andernorts verzeichnet und es wird auf sie zurück zu kommen sein (siehe auch Vorsorgemedia vom 1. November 2010). Und so kann eine Strategie aussehen – mit gestaffelter Anlage (zeitlich und Bereiche):
  • Aktien
  • Aktienfonds Inland – Klein – und Mittelbetriebe, zb Vontobel, Swisscanto; auch ETF
  • Aktienfonds Schwellenländer – zb Carmignac
  • Aktienfonds Welt (ETF)
  • Obligationen
  • Rohstoffe wie Gold, Silber
  • Erwerb von selbst genutztem Immobilien-Eigentum (wohl der aktuell risikoreichste, da teuerste Bereich für einen Einstieg)
  • aktuell durchaus genügend Bargeld zu freier Verfügung trotz niedriger Zinssätze
  • Sparkonten und Kassenobligationen bei Banken mit weit gehendem EinlegerInnenschutz oder jeweils nur bis 100'000 CHF
  • Weiterführen oder neu beginnen mit Sparen Säule 3a oder wo möglich steuerfreie Einzahlung in die 2. Säule
  • Spezielle Direktanlagen gemäss eigenen Prioritäten
  • Mikrofinanzanlagen bei Oikocredit, Responsability o.ä.
  • Solaranlagenbeteiligungen, zb ADEV
  • Ökokredite an ABS

Unter der nach wie vor zahlreichen Fachliteratur ragen in Bezug auf eine kritische wie ebenso verständliche Darstellung die folgenden heraus:
  • Dirk Müller: «Crashkurs – Weltwirtschaftskrise oder Jahrhundertchance» Wie Sie das Beste aus Ihrem Geld machen (Knaur Verlag 2010)
  • Max Otte: «Investieren statt Sparen» Wie man mit Aktien ein Vermögen aufbaut (Ullstein Verlag 2009)
  • Daneben sei der zweimonatlich erscheinende Ratgeber K-Geld empfohlen (K-Tipp-Verlag) – mit regelmässig publizierten Zahlenreihen zu Zinserträgen, Hypozinsen und den besten Fonds je Anlagebereich.
© Solarmedia

^^^

Dienstag, 10. April 2012

Rentenalter 65 bleibt möglich

Die Frage nach dem verkraftbaren Rentenalter wird die Schweiz in den nächsten Jahren beschäftigen. Der abtretende Direktor des Bundesamts für Sozialversicherung, Yves Rossier, ist der Ansicht, dass das Alter 65 weiterhin möglich ist.

Je nach Art der Massnahmen könnte das Rentenalter in der Schweiz bei 65 Jahren bleiben. Dieser Auffassung ist der abtretende Direktor des Bundesamts für Sozialversicherung (BSV) Yves Rossier. «Unser Sozialsystem ist kerngesund.» In einem am Dienstag veröffentlichten Interview im «Tages- Anzeiger» und im «Bund» räumt Rossier ein, dass es für die Beibehaltung des Rentenalters 65 zusätzliche Einnahmen bräuchte. Dafür gebe es nur drei zuverlässige Quellen: Lohnbeiträge, Konsumsteuern und die Bundeskasse. «Alle anderen Quellen sind eher Kuriositäten, so etwa die Casino-Steuer.»

AHV-Schreckensszenarien haben ihren Ursprung laut Rossier im Umstand, das «wir nicht wissen, wie es in 20 Jahren sein wird». Aber: «Es gibt keinen Grund, Angst zu haben.» Die Zukunft sei zwar immer noch unsicher, «doch unser Sozialsystem ist kerngesund». Es gebe kein anderes OECD-Land, in dem die Sozialversicherungen so gut dastünden. Wohl zeichneten sich für das nächste Jahrzehnt auch in der Schweiz Probleme ab, sagte Rossier. «Aber die Griechen, Engländer, Iren oder Spanier haben bereits heute ein Problem und kürzen die Leistungen zum Teil massiv.» In der Schweiz würden die Massnahmen jedoch weder auf der Leistungs- noch auf der Einnahmenseite so drastisch sein.

Zur zweiten Säule sagte Rossier, früher habe es zwar eine Periode gegeben, in welcher der Umwandlungssatz bei 7,2 Prozent lag und es 4 Prozent Zins gab. «Aber wir hatten 5 bis 7 Prozent Inflation.» Heute gebe es zwar nur noch 1,7 Prozent Zins, aber die Inflation liege unter 1 Prozent. «Also sind die Erträge heute höher als in den goldenen Zeiten.» Auf die Frage, ob die künftigen Rentner nur mit einem Teilzeitjob über die Runden kommen würden, sagte Rossier, das hänge von den Erwartungen an den Lebensstandard ab. Er finde es richtig, wenn man auch mit 65 noch etwas arbeite, wenn man dazu in der Lage sei.

Schon heute arbeite rund ein Drittel der 65- bis 70-Jährigen. «Niemand tut das, weil er sonst verhungern würde, sondern um sich einen bestimmten Lebensstandard zu leisten.» Gleichzeitig sei das ein Segen für den Sozialstaat, weil diese Leute auch weiterhin Sozialbeiträge zahlten. Zum flexiblen Rentenalter sagte Rossier, dass das BSV verschiedene Modelle ausgearbeitet habe. Am schwierigsten sei die Differenzierung nach Berufsgruppen, weil die Abgrenzung heikel sei. «Bisher fehlt jedoch der Konsens, dass man bei der AHV überhaupt etwas machen muss.» Rossier ist seit 2004 BSV-Direktor. Am 1. Mai wird er Staatssekretär im Departement für auswärtige Angelegenheiten. Wer sein Nachfolger wird, ist noch nicht bekannt.

Quelle: SDA

^^^