Je nach Art der Massnahmen könnte das Rentenalter in der Schweiz bei 65 Jahren bleiben. Dieser Auffassung ist der abtretende Direktor des Bundesamts für Sozialversicherung (BSV) Yves Rossier. «Unser Sozialsystem ist kerngesund.» In einem am Dienstag veröffentlichten Interview im «Tages- Anzeiger» und im «Bund» räumt Rossier ein, dass es für die Beibehaltung des Rentenalters 65 zusätzliche Einnahmen bräuchte. Dafür gebe es nur drei zuverlässige Quellen: Lohnbeiträge, Konsumsteuern und die Bundeskasse. «Alle anderen Quellen sind eher Kuriositäten, so etwa die Casino-Steuer.»
AHV-Schreckensszenarien haben ihren Ursprung laut Rossier im Umstand, das «wir nicht wissen, wie es in 20 Jahren sein wird». Aber: «Es gibt keinen Grund, Angst zu haben.» Die Zukunft sei zwar immer noch unsicher, «doch unser Sozialsystem ist kerngesund». Es gebe kein anderes OECD-Land, in dem die Sozialversicherungen so gut dastünden. Wohl zeichneten sich für das nächste Jahrzehnt auch in der Schweiz Probleme ab, sagte Rossier. «Aber die Griechen, Engländer, Iren oder Spanier haben bereits heute ein Problem und kürzen die Leistungen zum Teil massiv.» In der Schweiz würden die Massnahmen jedoch weder auf der Leistungs- noch auf der Einnahmenseite so drastisch sein.
Zur zweiten Säule sagte Rossier, früher habe es zwar eine Periode gegeben, in welcher der Umwandlungssatz bei 7,2 Prozent lag und es 4 Prozent Zins gab. «Aber wir hatten 5 bis 7 Prozent Inflation.» Heute gebe es zwar nur noch 1,7 Prozent Zins, aber die Inflation liege unter 1 Prozent. «Also sind die Erträge heute höher als in den goldenen Zeiten.» Auf die Frage, ob die künftigen Rentner nur mit einem Teilzeitjob über die Runden kommen würden, sagte Rossier, das hänge von den Erwartungen an den Lebensstandard ab. Er finde es richtig, wenn man auch mit 65 noch etwas arbeite, wenn man dazu in der Lage sei.
Schon heute arbeite rund ein Drittel der 65- bis 70-Jährigen. «Niemand tut das, weil er sonst verhungern würde, sondern um sich einen bestimmten Lebensstandard zu leisten.» Gleichzeitig sei das ein Segen für den Sozialstaat, weil diese Leute auch weiterhin Sozialbeiträge zahlten. Zum flexiblen Rentenalter sagte Rossier, dass das BSV verschiedene Modelle ausgearbeitet habe. Am schwierigsten sei die Differenzierung nach Berufsgruppen, weil die Abgrenzung heikel sei. «Bisher fehlt jedoch der Konsens, dass man bei der AHV überhaupt etwas machen muss.» Rossier ist seit 2004 BSV-Direktor. Am 1. Mai wird er Staatssekretär im Departement für auswärtige Angelegenheiten. Wer sein Nachfolger wird, ist noch nicht bekannt.
Quelle: SDA
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