Mittwoch, 5. Oktober 2016

Zugang zu Finanzdienstleistungen als Weg aus Armut

Über zwei Milliarden Menschen weltweit haben heute keinen Zugang zu Finanzdienstleistungen. Die Jahrestagung von Swisscontact gab Einblick in die Finanzsysteme von wenig entwickelten Märkten und liess Vertreter der Wirtschaft und multilateraler Organisationen zu finanzieller Integration sprechen. Swisscontact ist überzeugt, dass der Zugang zu Finanzdienstleistungen eine Grundvoraussetzung für ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum und Armutsbekämpfung ist.

«Eine Nähmaschine, eine Ausbildung als Zweiradmechaniker, Kapital für einen Laden, Hühner zur Hühnerzucht – das sind vier Investitionen für Menschen in Entwicklungsländern, um ihren Weg aus der Armut zu finden», führte Heinrich M. Lanz, Präsident von Swisscontact in das Thema Mikrofinanzierung ein. Der Zugang zu Finanzdienstleistungen ist der Schlüssel zu Wissen und zu Gütern. Finanzielle Integration fördert Wirtschaftswachstum: Swisscontact bezieht seit über 20 Jahren den Zugang benachteiligter Bevölkerungsgruppen zum Finanzmarkt in ihre Entwicklungsprojekte mit ein. Dazu arbeitet die Stiftung mit lokalen Finanzinstituten zusammen und berät sie bei der Entwicklung und Einführung von Produkten und Dienstleistungen für Bauern und Unternehmen. Swisscontact stärkt aber auch das Wissen der Kunden über Finanzdienstleistungen durch Schulung und Begleitung.

«Wir müssen uns bewusst sein, dass die Hälfte der Weltbevölkerung keinen Zugang hat zum Bankenwesen», rief Jörg Frieden, Schweizer Direktionsmitglied der Weltbankgruppe, in Erinnerung. Frieden betonte insbesondere den Stellenwert des Sparens: Überschuldung in Entwicklungsländern bleibt eine Gefahr. Die Aufgabe der Mikrofinanzinstitutionen liegt somit auch im Schutz der Konsumenten. Hierfür sind regulatorische Rahmenbedingungen wichtig. Schliesslich betonte Frieden die ökonomische und soziale Bedeutung der Arbeitsmigration. «Die Überweisungen an Geldern von berufstätigen Migranten an ihre Familien in Entwicklungsregionen machen einen signifikanten Teil des BIP und somit auch der Prosperität solcher Länder aus».

Impact Investment: Soziale Wirkung und starke Rendite - Peter Fanconi, Präsident des Verwaltungsrates von BlueOrchard, erklärte an der Jahrestagung, was «Impact Investment» bedeutet: «Wir unterstützen die Entwicklungsländer, indem wir Mikrofinanzinstitutionen vor Ort Kapital zur Verfügung stellen.» Die Renditen betragen, abhängig ob privater oder öffentlicher Sektor, bis zu 4,5 Prozent (Beispiel Japan ASEAN Women Empowerment Fund). Mit einer Rückzahlungsrate von 99 Prozent ist es eine sichere Investition mit Potenzial. Diese Investitionsform wird vom Zeitgeist profitieren: «Die nächste Generation setzt auf die Verbesserung der Gesellschaft – noch vor der Generierung von Profit», schätzt Fanconi die nächste Generation der Investoren ein.

Einer der Partner von Swisscontact ist die Equity Bank Limited in Kenia. In der Podiumsdiskussion (siehe Bild oben) sprachen Dr. James Mwangi, CEO und Managing Director der Equity Bank, und Veronique Su von Swisscontact, Regionaldirektorin Zentral-, Ost- und südliches Afrika, über die Entwicklung in Kenia. «Vor zehn Jahren hatten 3 Prozent der Bevölkerung ein Bankkonto. Heute sind es 72 Prozent», so Mwangi. Für ihn sind die zentralen Herausforderungen die Zusammenarbeit mit Politik und Behörden, die Kundensegmentierung und die Bewältigung der Komplexität des Marktes. «Die Bank wächst, und der Kunde wächst mit der Bank.» Dieser Erfolg bedingt eine ständige Organisations- und Produkteentwicklung. Auch Veronique Su sieht die Herausforderung im Angebot: «Es gibt nicht die eine Lösung. Es geht immer um den einzelnen Menschen – und wir müssen sicherstellen, dass die bestmögliche Wirkung für die Kunden erzielt wird.»

Mikrofinanzinstitutionen bieten eine breite Palette an Dienstleistungen an wie Sparkonten, Überweisungen, Kredite, Versicherungen und Microleasing. Finanzielle Integration entwickelte sich zum Ziel nationaler und globaler Entwicklungsagenden und fand auch in die Nachhaltigen Entwicklungsziele der UNO Eingang. Sie nennen Finanzdienstleistungen als Grundlage, um Armut zu bekämpfen.


Mehr Informationen
Quelle: Swisscontact

^^^ Nach oben

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen