SÜDWIND hat jetzt in
Bonn eine von der Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen,
der Union Investment Stiftung und der KD-Bank geförderte, kritische
Studie zu Nachhaltigkeitsratings vorgestellt. Die Studie mit dem Titel
„Klassenziel erreicht? Der Beitrag von „Best-in-Class“- Ratings zur
Einhaltung von Menschenrechten im Verantwortungsbereich von Unternehmen“
wird im Rahmen einer Fachtagung in der Deutschen Welle veröffentlicht.
Seit über 15 Jahren investieren nachhaltige
Investoren ihr Geld in Unternehmen, die unter sozialen und ökologischen
Aspekten besser abschneiden als die Konkurrenten in ihrer Branche
(„Best-in-Class“-Ansatz). Für diesen Ansatz ermitteln
Nachhaltigkeitsratingagenturen die ökologischen und sozialen Leistungen
von Unternehmen und bewerten diese. Dies, so erklären die Agenturen,
initiiere einen Wettbewerb unter den Unternehmen und trüge dazu bei,
dass die Branche insgesamt nachhaltiger wirtschaftet. Nachhaltige
Investoren könnten deshalb auch ruhigen Gewissens in Branchen wie den
Bergbau- oder Textilsektor investieren, obwohl es hier regelmäßig zu
nachgewiesenen und dokumentierten Menschenrechtsverletzungen kommt.
Die
SÜDWIND-Studie untersucht, ob es tatsächlich einen solchen Effekt gibt.
Interviews mit 22 europäischen Unternehmen aus den Branchen Textil,
Bergbau, Einzelhandel und Nahrungsmittel ergaben ein ernüchterndes Bild
der Wirksamkeit dieser Ratings. Nur zwei Unternehmen nannten
Veränderungen, die sie aufgrund der Ratings vorgenommen hatten. Für
viele Befragte waren andere Anspruchsgruppen wichtiger als die auf den
Finanzmärkten immer noch kleine Gruppe von nachhaltigen Investoren.
Noch
drastischer fällt die Kritik von Nichtregierungsorganisationen aus:
„Nichtregierungsorganisationen haben die Erfahrung gemacht, dass
Nachhaltigkeitsratings nicht sonderlich aussagekräftig sind und dass
sich deren Ergebnisse nicht mit dem decken, was sie in der Realität an
von Unternehmen zu verantwortenden Menschenrechtsverletzungen und
Umweltzerstörung vorfinden“, sagt Antje Schneeweiß von SÜDWIND, die Autorin der Studie. Wertvoll
sei aber, so das Fazit der Studie, dass Nachhaltigkeitsratings soziale
und ökologische Themen in den Finanzmarkt hineintragen und auch
Unternehmen ansprechen, die nicht im Fokus von
Nichtregierungsorganisationen stehen, außerdem wirken diese Ratings über
Jahre kontinuierlich auf Unternehmen ein.
Um die Wirkung von
Nachhaltigkeitsratings zu verstärken, empfiehlt die Studie eine bessere
Zusammenarbeit der Nachhaltigkeitsratingagenturen mit Anspruchsgruppen,
die oft einen direkteren und stärkeren Einfluss auf Unternehmen ausüben.
Nachtrag von Vorsorgemedia: Wie beschränkt solche Best-In-Class-Ratings sind zeigt die im Fall von «Swissleaks» in Verruf geratene Grossbank HSBC. Genau sie galt lange Zeit als in Bezug auf Nachhaltigkeit beste Grossbank der Welt....
Die Studie kann
hier bestellt werden und steht
hier zum Download bereit.