Freitag, 21. Oktober 2011

Grossinvestoren halten an PV fest

Investitionen in Erneuerbare Energien sind für institutionelle Investoren in den kommenden zwölf bis 24 Monaten genauso attraktiv wie Investments in Immobilien. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage von Frontiers Management Consulting, die im Auftrag des Düsseldorfer Emissionshauses Voigt & Collegen durchgeführt wurde. An der Spitze steht die Photovoltaik (PV).

Befragt wurden insgesamt 343 institutionelle Investoren in Deutschland, darunter unter anderem Banken, Versorgungswerke, Pensionskassen und Corporates sowie Versicherungen, Kirchen und Stiftungen. Auf die Frage nach der Attraktivität in den kommenden ein bis zwei Jahren lagen die Assets Immobilien und Erneuerbare Energien mit jeweils über 35 Prozent auf den ersten Plätzen. Unter den regenerativen Energiequellen ist aus Investorensicht die Photovoltaik derzeit am attraktivsten. Rund 40 Prozent der Großanleger bewerten sie auf einer Skala von eins bis sechs mit eins oder zwei. Bei der Windenergie teilen rund 33 Prozent diese Sichtweise. Knapp dahinter liegen die Wasserkraft mit 28,6 Prozent und die Solarthermie mit 27,4 Prozent.

„Die Gruppe der Erneuerbaren Energien ist sehr heterogen. Während es sich bei der Wasserkraft um eine etablierte Methode der Energiegewinnung handelt, sind Windkraft, Photovoltaik oder Biomasse noch relativ junge Technologien“, sagt dazu Hermann Klughardt, Geschäftsführer von Voigt & Collegen. Dennoch gebe es eine Reihe von Gründen, die für alle Investments in Erneuerbare Energien gültig seien. „Die Investoren wünschen sich langfristig stabile Cashflows und hohe Einnahmesicherheit. Beides können die Erneuerbaren Energien bieten – vor allem durch die langfristig garantierten staatlichen Einspeisevergütungen“, so Klughardt.

Zwei Drittel der Investoren sprechen sich in der Umfrage grundsätzlich für Photovoltaik-Investments aus. Die höchste Affinität zur Solarenergie haben Pensionskassen und Kirchen mit jeweils 92,3 Prozent. Auch bei Versicherungen, Banken und Stiftungen ist der Anteil der potenziellen Photovoltaik-Investoren hoch. Bei Versicherungen sind es 84,6 Prozent, bei Banken 83,3 Prozent und bei Stiftungen 81,8 Prozent. Der Anteil der Investoren, die sich Photovoltaik überhaupt nicht in ihrem Portfolio vorstellen können, ist bei Vereinen mit 73,3 Prozent und Bausparkassen/Hypothekenbanken mit 66,7 Prozent am höchsten.

Alle institutionellen Investoren haben im Schnitt rund zweieinhalb Millionen Euro in Photovoltaikanlagen investiert. Allerdings existieren große Unterschiede zwischen den Investorengruppen. Die Versicherungen haben die Nase vorn. Ihr durchschnittlich in Photovoltaik angelegtes Kapital beträgt 12,2 Millionen Euro. Es folgen Stiftungen mit 6,4 Millionen Euro, Corporates mit 5,2 Millionen Euro und Pensionskassen mit 4,8 Millionen Euro. 44 Prozent der Investoren wünscht sich eine Haltedauer von über zehn Jahren. Rund ein Drittel bevorzugt eine mittlere Haltedauer zwischen fünf und zehn Jahren.

Der Gesamtdurchschnitt der angestrebten Rendite liegt bei 5,3 Prozent. Allerdings äußerten sich 45,8 Prozent zu dieser Frage nicht. Es fällt auf, dass die Stiftungen und Corporates, die bereits vergleichsweise stark in Photovoltaik investiert sind, relativ hohe Renditeerwartungen haben. Rund ein Fünftel der Befragten erwartet eine Rendite von weniger als vier Prozent. Bei Investitionen in einen Fonds, der in mehrere Erneuerbare Energien gleichzeitig investiert, setzen die Großanleger auf einen ausgewogenen Mix der sechs Energiequellen. Keine einzelne Art der Energiegewinnung dominiert: Die Photovoltaik hat mit rund einem Viertel das größte Gewicht. Alle anderen Anteile sind dennoch größer als zehn Prozent. Nach der Photovoltaik kommt die Windkraft mit einem 22prozentigen Anteil. Auf den Rängen drei und vier folgen die Wasserkraft mit 17 Prozent und die Solarthermie mit 14,8 Prozent.

Auf die Frage, in welchen Ländern Investitionen in Photovoltaikanlagen in den kommenden zwölf bis 24 Monaten interessant seien, belegt Deutschland mit 121 Nennungen den ersten Platz. Bei der Frage nach der Attraktivität einzelner Länder exklusive Deutschland schneiden vor allem die sonnenreichen südeuropäischen Staaten gut ab. Jeweils rund ein Viertel der institutionellen Investoren bewerten Spanien und Italien als attraktiv. Auf den Plätzen drei und vier befinden sich Portugal mit 15,7 Prozent und die USA mit 12,5 Prozent.

Quelle: Ecoreporter

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Donnerstag, 13. Oktober 2011

Milliarden verzockt

Er war der Gewinner der Finanzkrise: Hedgefonds-Manager John Paulson machte ein Vermögen, während andere alles verloren. Doch nun hat ihn das Glück verlassen. Der Spekulant hat Milliarden in den Sand gesetzt - und muss sich nicht nur gegen verärgerte Investoren verteidigen. Ein Lehrbeispiel über Spekulation.

John Paulsons (siehe Bild) Luxusvilla in New York hat eine gruselige Geschichte. Das Gemäuer an der Ostseite des Central Parks war 1916 für den Banker William Woodward erbaut worden. Dessen Sohn William Woodward Jr. erbte es nach dem Tod des Vaters 1953. Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit der Familie: Kurz darauf wurde Woodward von seiner Gattin Ann aus Versehen erschossen. Sie beging später mit den beiden Söhnen Selbstmord. Das 2600-Quadratmeter-Anwesen fiel dem Town Club zu, einen verstaubten Herrenclub, der in erster Linie für seine Bridge-Turniere bekannt war. Der Club ging jedoch im März 2001 mangels Mitgliedern pleite. Das Haus stand leer - bis es John Paulson 2004 entdeckte und für 14,7 Millionen Dollar kaufte.

Seitdem wohnt der Finanzjongleur an der begehrten Ecke von Fifth Avenue und 86th Street unweit des Metropolitan Museums. Der Hedgefonds-Manager, der durch clevere Spekulationen während der Finanzkrise ein Privatvermögen von fast 16 Milliarden Dollar angehäuft hat, passte sich nahtlos in die VIP-Enklave Upper East Side ein, wo Menschen wie Medienzar Rupert Murdoch und Jamie Dimon, der Chef der Großbank JP Morgan Chase, zu seinen betuchten Nachbarn zählen. Doch die Idylle in der feinen Gegend wurde zuletzt empfindlich gestört. Am Dienstag zogen Hunderte Demonstranten grölend an den Villen vorbei. Die Aktivisten von Occupy-Wall-Street (siehe Bild), die seit Mitte September ein Areal nahe der Wall Street besetzt halten, hatten Kapitalismus-Kritiker zu einem "Stadtrundgang" aufgerufen.

"Ihr wurdet gerettet", skandierten die Demonstranten. "Wir wurden verraten!" Für Paulson, an dessen Haus der Wutmarsch endete, hatten sie ein besonderes Geschenk parat: Unter den Augen zweier Cops legten sie ihm einen überdimensionalen "Scheck" über fünf Milliarden Dollar auf die Treppe. Verwendungszweck: "Steuerabschlag." Die Ironie der Situation war den meisten Demonstranten wohl kaum bewusst. Fünf Milliarden Dollar - das ist fast genau die Summe, die Paulson gerade dringend bräuchte. Nicht, dass der Mann am Hungertuch nagen würde. Auf der aktuellen "Forbes"-Liste der reichsten Amerikaner belegt der 56-Jährige den 15. Platz - und rangiert damit vor Erfolgsinvestor George Soros und Facebook-Gründer Mark Zuckerberg.

Doch der als erfolgreichster Spekulant der Welt bekannt gewordene Finanzmanager hat sich verzockt. Seine Fondsgruppe Paulson & Co. verlor in diesem Jahr mindestens sechs Milliarden Dollar, manche munkeln sogar von acht Milliarden Dollar. Damit wären von den rund 38 Milliarden Dollar, die Paulson zu Jahresbeginn managte, heute allenfalls noch 30 Milliarden Dollar übrig. Und fast die Hälfte davon ist Paulsons eigenes Geld.

Es ist eine Blamage für den einstigen Wunderknaben, an dem Negativ-Schlagzeilen abzuprallen schienen. Selbst seine zentrale Rolle im Betrugsskandal um Goldman Sachs schien ihm nicht zu schaden. Seinen großen Reichtum verdankt er der Finanzkrise: Er witterte sie früh, schwieg aber und wettete auf den Crash. Als dieser kam, kassierte Paulson ab.

Doch in der aktuellen Krise hat ihn offenbar sein Gespür verlassen. Und darum saß Paulson zur gleichen Zeit, als die Anti-Wall-Street-Aktivisten an seinem Haus vorbeizogen, in seinem Büro im 50. Stock eines Wolkenkratzers und mühte sich um Schadensbegrenzung. Eine Stunde und zehn Minuten lang besänftigte er in einer Telefonkonferenz seine Investoren. Sein kleinlautes - und für ihn seltenes - Eingeständnis: "Wir haben einen Fehler gemacht." Paulsons größter Irrtum war sein Optimismus: Er hatte auf eine Erholung der US-Konjunktur gesetzt. "Wir sind begeistert über die Aussichten für unsere Fonds", hatte er noch im Januar in einem Brief an Anleger getönt. Vor allem die US-Steuerpolitik werde "ein zusätzlicher Auslöser für höheres Wachstum in 2011 sein". Er werde die Fonds entsprechend positionieren.

Aus dem Aufschwung wurde bekanntlich nichts - und Paulsons Fonds schmierten ab. Nach übereinstimmenden Berichten mehrerer Wirtschaftsmedien gab sein Vorzeigefonds Advantage Plus allein im September 19,4 Prozent ab, seit Jahresbeginn verlor er sogar um 46,7 Prozent. Vergleichbare Konkurrenz-Fonds gaben im selben Zeitraum nur um rund fünf Prozent nach. Auch die restlichen Paulson-Portfolios litten. Sein Gold-Fonds, bisher eine sichere Anlage, rauschte im September um 16,4 Prozent ab. Der Verfall fiel heftiger aus als beim Goldpreis selbst (minus 11 Prozent). Denn Paulsons Gold-Fonds investierte nicht nur in das Edelmetall, sondern auch in Minengesellschaften, die derzeit mit Problemen kämpfen.

Paulsons Konjunktur-Fonds fuhr ebenfalls zweistellige Verluste ein: mehr als 14 Prozent im September, 31 Prozent seit Jahresbeginn. Seine Investitionen in Großbanken wie Citigroup und Bank of America erwiesen sich als ebenso ungeschickt wie der Einstieg ins Holzunternehmen Sino-Forest in Hongkong. Es geriet unter den Verdacht des Bilanzbetrugs. Paulson stieß seine Anteile im Sommer wieder ab, was ihn rund 720 Millionen Dollar kostete. Auch damals musste er seine Klienten am Telefon beruhigen.

Die US-Medien begleiten Paulsons Absturz mit Häme. Die "New York Times" nannte seine Lage "traumatisch". Das "Wall Street Journal" schrieb: "Ein schlechtes Jahr für Paulson wurde noch schlechter." Branchenrivalen sollen sich bereits für Notverkäufe in Stellung gebracht haben. Trotz seiner verfahrenen Lage knöpfte sich Paulson noch die Demonstranten vor, die an seiner Villa vorbeizogen. Die reichsten New Yorker zahlten mehr als 40 Prozent der gesamten Einkommensteuer in der Stadt, belehrte er sie in einem offenen Brief. "Das verschafft jedem in unserer Stadt enorme Vorteile." Es sei unfair, die Reichen zu "verunglimpfen". Die Demonstranten scherten sich wenig darum. Auf ihrem Weg durch das Nobelviertel skandierten sie: "Milliardäre, eure Zeit ist abgelaufen!"

Quelle: Spiegel Online

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