Schillerndste Figur der diesjährigen Fondsmesse war
zweifelsohne wieder Marc Faber (siehe Bild - kopflos...). Er machte die auf Hochtouren laufenden
Gelddruckmaschinen verschiedener Nationalbanken zum Ausgangspunkt seiner
aktuellen Schwarzmalereien – denn schwarz muss es bei ihm stets sein. Schliesslich
ist sein Markenzeichen jenes des Mister Doom, er ist der Untergangsprophet vom
Fach und das schon seit mehr als einem Jahrzehnt. Doch abgesehen von solcher
Monotonie, die natürlich im Zeitablauf immer wieder mal Recht bekommt, zeigte
Faber’s Analyse dieses Jahr Schwächen, die bislang gar nie so aufgefallen
waren.
Drei gravierende Irrtümer unterliefen Faber, dem Zürcher mit
Wohnsitz in Chiang Mai (Nordthailand) und Geschäftssitz in Hongkong. Erstens
ist sein Obama-Bashing aufgrund der derzeit wachsenden US-Verschuldung im
besten Fall die halbe Wahrheit. Denn ohne die beherzten Geldspritzen wären die
USA und mit ihnen wohl die ganze Weltwirtschaft ganz am Anfang von Obama’s
erster Amtszeit ziemlich baden gegangen. Der US-Präsident hat mindestens noch
die Chance, in seiner verbleibenden Zeit im Weissen Haus das Steuer
herumzuwerfen. Dass das keine Phantasie eines Hirnamputierten ist, hat
letztlich mit Bill Clinton ein anderer demokratischer Präsident in den 90ern
bewiesen. Er führte das US-Defizit auf Null zurück – ganz im Gegensatz zu
seinem Nachfolger, dem Republikaner Georg W. Bush, der als eigentlicher
Verursacher des katastrophalen US-Defizits gelten muss (siehe auch «Warum es inden USA besser läuft, TA vom 11.2.13»)
Irrtum Nummer zwei: Nur freie Wirtschaften erzielen ein
dauerhaftes Wachstum gemäss Faber – das habe schliesslich schon Milton Friedman
in seinem Buch «Kapitalismus und Freiheit» herausgearbeitet – ein Buch, das
bitte sehr alle zur Pflichtlektüre ihrer Kinder machen sollten. Da mag man nur
den Kopf schütteln ob solchen Lobs für den Obermonetaristen, der gerade im Zuge
der Finanzkrise doch äusserst obsolet geworden ist. Schlimmer noch an Fabers
Analyse: Sie hält dem Faktencheck nicht stand. Denn die höchsten Wachstumsraten
erzielen in den vergangenen Jahrzehnten und bis auf den heutigen Tagen eben
gerade nicht die Volkswirtschaften, die frei von jedem staatlichen Einfluss
sind. Vietnam und China lassen grüssen.
Da war der dritte Irrtum von Marc Faber fast nur noch eine
Fussnote. Die Ökonomenzunft, allen voran Nobelpreisträger Paul Krugmann (!),
bekamen ihr Fett weg, weil sie eben in Krisenzeiten nicht das Sparen, sondern
die Geldvermehrung stützten – eine Haltung, die zu widerlegen zumindest nicht
einfach ist (siehe oben, Fall USA). Aber Faber sieht in diesen Ökonomen nur
Taugenichtse, die «noch nie gearbeitet hätten» – übersehend, dass er selbst sich
nichts anders als ein solcher Ökonom gebärdet.
Und was war sonst noch los an der Fondsmesse? Natürlich sorgten
die guten Zahlen des Fondsmarkts 2012 für Stimmung – mit einem neuen
Anlagerekordvolumen von insgesamt 712 Milliarden Schweizer Franken – Balsam für
all jene, die in den vergangenen Jahren tatsächlich von Untergangsstimmung geplagt
wurden. Also Stimmung wieder auf Grün und eine Vielzahl von Anlageinstrumenten,
die den kommenden Aufschwung nutzen sollen. Da warnte etwa Fachhochschuldozent
Josef Marbacher (im Bild rechts), dass Traumrenditen wie im ersten Jahrzehnt des neuen
Jahrtausends auf lange Zeit wohl nur noch Träume bleiben werden. Um Gefahren
aus dem Weg zu gehen, gibt es ein altbewährtes Rezept mit unbeschränkter
Gültigkeit: Diversifikation. Deren Dimensionen wurde eben in einem
ausführlichen Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in aller Breite
aufgezeigt.
Schliesslich widmete sich die Fondsmesse auch der
Energiewende, denn in diesen Bereich wird in den kommenden Jahren wegen
anstehender Investitionen so oder so viel Geld fliessen. Meyer-Burger-Vertreter
Patrick Hofer-Noser (im Bild ganz links) liess sich dabei nicht vom schlechten aktuellen Börsenkurs
seiner eigenen Firma beirren. Da handle es sich um eine Talsohle, die
sicherlich durchschritten werde. Allerdings: Derzeit geht das Gerücht um, Meyer
Burger müsse sein Kapital sogar erhöhen, um über die Runden zu kommen. Auch in
dieser Diskussion der Energiewende ging es nicht ohne Gezänk um den staatlichen
Einfluss. ETH-Rektor Linus Guzella (im Bild zweiter von rechts) verwahrte sich gegen solchen, wohlweisslich
verschweigend, dass seine eigene Institution praktisch ein voll verstaatlichtes
Unternehmen ist. Aber eben – lieber keinen Einfluss in der Wirtschaft seitens
des Staates, die Landwirtschaft sei ein bedenkliches Beispiel. Bezogen auf die im
Energiebereich am meisten umstrittene Kostendeckende Einspeisevergütung scheint
auch Guzella entgangen zu sein, dass dieses wirtschaftspolitische Instrument
ein zeitlich begrenztes ist (anders als in der Landwirtschaft) – und
mengenmässig das einzig wirklich erfolgreiche. Anders ist die Energiewende
aus Sicht des Schreibenden nicht zu schaffen - ETH hin oder her.
© Text und Bild: Solarmedia
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