Samstag, 31. März 2012

Nachhaltige Anleihen

Haben Anleihen nachhaltiger Unternehmen ein geringeres Kreditrisiko als nicht-nachhaltige? Die Nachhaltigkeitsanalysten der Bank Sarasin & Cie AG gehen in ihrem Faktenpapier "Sustainability Spotlight" zum Thema nachhaltige Unternehmensanleihen dieser Frage nach. Eine einfache Vergleichsberechnung der Bank kommt zum Schluss, dass die Risikoprämien von nachhaltigen Emittenten während der Finanzkrise deutlich tiefer zeichneten.

Im Gegensatz zu Aktien steht bei Investitionen in Anleihen mehr die Risikoperspektive als die Rendite im Vordergrund. Doch gibt es hierzu nur wenige statistische Analysen; keine gibt es bis anhin für den Nachhaltigkeitsansatz der Bank Sarasin. Jetzt wurde ein erster Schritt unternommen und eine einfache Analyse der Risikoprämien von Unternehmensanleihen aus dem Universum der von der Bank Sarasin bewerteten Unternehmen zwischen Januar 2006 und September 2011 durchgeführt. Dabei zeigte sich folgendes Muster: In der Finanzkrise haben sich die Credit Default Swaps (CDS, Kreditausfallversicherungen) der nachhaltigen Unternehmen besser halten können. Dieser Risikoprämienvorteil blieb in den meisten Wirtschaftssektoren bis 2011 bestehen; die nachhaltigen Unternehmen profitierten von geringeren Risikoprämien.

Mit einer einfachen Vergleichsberechnung kann nicht sicher beantwortet werden, ob die Prämiendifferenzen auf Nachhaltigkeitsaspekte oder auf andere, rein finanzielle Faktoren zurückzuführen sind. Sie bestätigt aber dennoch das Ergebnis der bisherigen wenigen wissenschaftlichen Untersuchungen mit Finanzmodellen, welche die Risikoprämien aus mehreren Faktoren erklären: Diese Analysen deuten mehrheitlich darauf hin, dass die Nachhaltigkeitsanalyse Anlegern in Unternehmensanleihen eine Reduktion von Verlustrisiken ermöglicht. Es sind zum Thema aber sicherlich noch weitergehende Untersuchungen erforderlich, um die bisherigen, eher spärlichen Ergebnisse zu erhärten.

Das Faktenpapier "Nachhaltigkeit reduziert Risiken von Unternehmensanleihen"
(Autor: Dr. Eckhard Plinke) ist in deutscher und englischer Sprache gratis erhältlich bei: media@sarasin.ch

Quelle: Bank Sarasin

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Sonntag, 18. März 2012

Eben doch Aktien

Der Spiegel bringt es auf den Punkt - Oldtimer, Bordeaux, Briefmarken: Aus Angst vor Inflation scheint keine Geldanlage zu exotisch, auch Immobilien sind derzeit sehr gefragt. Doch bei vielen Sachwerten entstehen neue Spekulationsblasen, sagen Experten. Den besten Schutz könnte am Ende die gute, alte Aktie bieten.

Reale Werte sind im Moment sehr beliebt - daran wird Peter Reichel jeden Tag erinnert. Aus den Räumen der Privatbank Berenberg schaut er über die Alster auf den feinen Hamburger Stadtteil Uhlenhorst. Dort sind die Immobilienpreise 2011 nach den jüngsten Zahlen eines Maklers um satte 19,6 Prozent gestiegen. Reichel ist bei Berenberg Chef der privaten Vermögensverwaltung. Seine sehr wohlhabende, konservativ agierende Klientel präferiert sichere Anleihen - deshalb muss sie sich mit weitaus geringeren Renditen zufriedengeben, in der Regel weniger als zwei Prozent. Das reicht nicht einmal, um die Inflation von 2,3 Prozent auszugleichen: Der Vermögenswert wird Stück für Stück aufgezehrt.

Vor Aktien schrecken viele von Reichels Anlegern zurück. Ihnen steckt der jüngste Börsencrash noch in den Knochen. Dabei haben viele private und institutionelle Anleger Cash im Überfluss. "Die Investoren sitzen auf einer hohen Liquidität", beobachtet Reichel, "es kommen enorme Summen rein, die angelegt werden müssen." Nur wie? Im Rentenbereich finde er kaum noch interessante Chancen, meint der Anlage-Stratege und gesteht: "Wir können die Flucht in Sachwerte teilweise nachvollziehen." Gemälde, Oldtimer, Briefmarken, Weine, Diamanten, Gold und natürlich Immobilien - die Furcht vor einer drohenden Inflation, das Misstrauen gegenüber der Krisenwährung Euro und der Wunsch nach Vermögenserhalt treibt Sparer in Anlageklassen, die jahrelang ein Schattendasein führten und von den Profis bisher nur als "Beimischung" im Portfolio genutzt wurden.

Nun stellen sich immer mehr vermögende Anleger einen schicken Ferrari in die Garage oder lagern Tausende Flaschen teuren Bordeaux im Keller, in der Hoffnung, die Luxusgüter später zu höheren Preisen weiterverkaufen zu können. Berenberg hat auf diesen Trend längst reagiert und die Tochtergesellschaft Art Advice gegründet. Erfahrene Experten bieten der reichen Klientel umfängliche Hilfe beim Aufbau einer eigenen Kunstsammlung, sie beraten beim Einkauf edler Weine und kennen sich mit "Classic Cars" aus.

Doch ist das Szenario von einer galoppierenden Inflation tatsächlich realistisch? Sind nicht viele angeblich inflationsfeste Sachwerte wie Immobilien oder Gold ebenfalls längst überbewertet? Drohen hier neue Spekulationsblasen zu platzen? Sicher, der ökonomische Grundsatz, dass zu viel Geld die Inflation treibt, ist nicht aufgehoben. Und spätestens seit der italienische EZB-Präsident Mario Draghi die "Dicke Bertha" herausholte und europäischen Banken rund eine Billion Euro zu extrem günstigen Zinsen bereitstellte, werden auch professionelle Betrachter nervös.

Zwar parke das Geld noch zwischen den Geschäftsbanken und der Europäischen Zentralbank, meint DWS-Chefökonom Johannes Müller. Doch wenn die Liquidität ihren Weg in die reale Wirtschaft zu Unternehmen und Konsumenten fände, dann werde es für die Zentralbanker sehr schwer, diese Summen wieder einzusammeln: "Ich sehe zwar kein Horrorszenario à la Weimar, doch eine Inflationsrate zwischen fünf und sieben Prozent schließe ich für die kommenden Jahre nicht aus." Exogene Schocks wie ein Krieg zwischen Israel und Iran und die in der Folge steigenden Ölpreise könnten ein Auslöser sein.

Ähnliche Sorgen macht sich Johannes Reich, Partner der Frankfurter Privatbank Metzler. Wenn das EZB-Geld von den Geschäftsbanken über Kredite zu den Konsumenten und den Unternehmen gelange, sei die Gefahr erheblich, dass die Inflation anspringe, da die Geldmenge dann schneller wachse als die Produktivität: "Die wichtigste Frage ist, wo die Überschussliquidität hingeht. Wo entsteht die nächste Blase?" Die ist möglicherweise längst da. "Im Immobilienbereich haben wir bereits deutliche Preiserhöhungen gesehen," meint Oliver Schickentanz, Chef-Anlagestratege der Commerzbank. Bestimmt nicht jedes Objekt könne in zwei, drei Jahren zu den Einstandspreisen von heute verkauft werden. Eine paradoxe Situation: Gerade weil Anleger verhindern wollen, dass die Inflation ihr Vermögen verringert, investieren sie möglicherweise in Anlageklassen, in denen noch größere Verluste drohen. Schickentanz rät Anlegern, die sich vor Inflation schützen wollen, deshalb eher zu Anleihen, die in nordeuropäischen Währungen notieren oder auch in australischen oder kanadischen Dollar.

Auch den starken Anstieg des Goldpreises sehen die Geldprofis als Vorboten einer inflationären Entwicklung. "Mit sämtlichen Goldreserven auf der Welt könnte ich ExxonMobile sowie alle Ländereien der USA kaufen," sagt DWS-Aktienstratege Henning Gebhardt und hält diese Entwicklung für "ungesund". Womöglich sollten Anleger, die sich vor inflationären Entwicklungen schützen wollen, ihre Scheu vor dem Aktienmarkt ablegen. Denn auch Aktien zählen zu den Realwerten. Sie bündeln das Produktiv- und Kreativvermögen eines Unternehmens und bieten damit begrenzten Schutz vor Inflation. Gebhardt rät daher zu Titeln aus der Nahrungsmittelindustrie wie etwa Nestlé oder Coca Cola . Diese Konzerne könnten die Preiserhöhungen an ihre Kunden weiterreichen, hätten eine gute Bilanz, ordentliche Wachstumschancen und verkauften ihre Produkte weltweit. Weniger Chancen sieht er für die Autoindustrie, die höhere Preise nicht mal eben auf ihre Kunden abwälzen könne.

Dieser Anlagestil erinnert an Investments des legendären US-Milliardärs Warren Buffett. Kürzlich lästerte der gegenüber dem Wirtschaftssender CNBC über den hohen Goldpreis: "Gold hat wirklich keinen Nutzen. Ich setze lieber auf einen guten Produktionsbetrieb." Buffett sieht sich mit diesem Investmentstil gegen die drohende Inflation gewappnet. Denn dass die Preise wegen des hohen US-Defizits und der laschen Geldpolitik der US-Zentralbank bald kräftig steigen werden, hält der Anlage-Guru und bekennende Zyniker für ausgemacht: "Das ist so, als ob Sie aus einem 50-stöckigen Gebäude springen. Während der ersten 45 Stockwerke verändert sich nicht viel. Aber dann schlägt man brutal auf."

Quelle: Spiegel Online

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